Journalist / Autor / Coach

Secret Südtirol

Secret Südtirol

Tom Bauer besucht im Thriller "Ausgeliefert" einige "Geheim-Tipps". Mit seiner Erlaubnis hier nun einige seiner Artikel zum Nachlesen.

Geschmack statt Schutz

Im „Genussbunker“

Südtirol ist das Land der Bunker. Nicht wenige Touristen sind erstaunt, wenn man ihnen sagt, dass der grüne Hügel zwar ein grüner Hügel ist, aber eigentlich „nur“ eine begrünte, weil gut getarnte Hinterlassenschaft des „Duce“. Unglücklicherweise muss man den Damen und Herren Urlaubern meist noch erklären, wer denn überhaupt dieser „Duce“ war. Aber das ist eine andere Geschichte.

Widmen wir uns der Nachkriegsnutzung. Zum Beispiel reift im „Genussbunker“ bei St. Lorenzen köstlichster Käse. Ein junger Käsemeister aus Feldthurns hat sich so, mutig und mit viel Engagement, mittlerweile einen Namen unter Feinschmeckern, vor allem in der gehobenen Gastronomie gemacht.

Vermutlich war einst der Plan, aus dem Stollen, der sich auf dem Schild am Eingang „Bunker 2“ nennt, ein Waffenlager zu erreichten. Nun lagern und reifen dort 4.500 Tausend Laibe, die zusammen etwa 18 Tonnen wiegen. Immer, so betont es der Meister des Käses, aus Milch ohne Silofütterung.

Gerüttelt, nicht gerührt

Im Sektbunker / St. Pauls - Eppan

Kommt man in St. Pauls am Sektbunker vorbei, dann erkennt man ihn erstmal nicht. Er hat praktisch noch seine alte Tarnung – eine Haube mit Schornsteinen, eine Fassade, die nach Bauernhaus aussieht. Wer hätte in den 1930er Jahren dahinter eine massive Betonwand vermutet? Aber wer würde dahinter jetzt im 21. Jahrhundert ein Paradies für Sektfreunde vermuten?

Kaum betritt der Connaisseur und Weinfreund das sauber hergerichtete Bauwerk, wird ihm klar, worum es hier geht. Nämlich um die Sektherstellung nach der klassischen Methode, die in der Champagne aus Wein Champagner macht – sich aber nur dort so nennen darf. Flaschengärung ist das Stichwort.  Eine lange Reihe mit Rüttelpulten empfängt den Besucher. Fleißige Mitarbeiter der Kellerei kommen hier mehrmals die Woche vorbei und drehen jede einzelne Flasche von Hand, wodurch sie sich immer mehr in die Senkrechte aufrichtet. Die Hefe in der Flasche setzt sich so immer mehr am Flaschenboden ab, der mit einem Kronkorken verschlossen ist. Später wird der „Korken“ entfernt, die Hefe kommt aus der Flasche, der prickelnde Genuss wird wieder etwas aufgefüllt – fertig ist der Sekt.

Schaut man sich im schaurig köstlichen Halbdunkel des „Sektbunkers“ weiter um, dann sieht man irgendwann den Beton vor lauter Flaschen nicht mehr. Jede Nische, ein Stockwerk tiefer ein ganzer Raum, ist voll mit Flaschen. Ganze Wände scheinen nur aus Flaschenböden aus Glas zu bestehen. Und weil die Flaschen unter Druck stehen, kann es auch mal sein, dass eine kaputtgeht. Aber bei Tausenden ist das egal. Die Kellerei bietet regelmäßig Führungen an. Ein Ausflug, der sich lohnt – wann kommt man sonst schon mal in einen Bunker, den man nicht halb oder ganz illegal mit einer Stirnlampe heimlich besuchen muss.

In den Händen der Kellerei ist das Bauwerk seit 1979. Errichtet wurde der Bunker zwischen 1937 und 1938 in Dorfnähe. Die Wände sind meterdick. Das Besondere: Im Inneren herrscht immer eine konstante Temperatur von 12 bis 14 Grad Celsius. Perfekte Bedingungen, um aus den St. Paulser Trauben einen besonderen Sekt herzustellen. Wichtig ist den Erzeugern, dass sie – anders als die französischen Kollegen aus der Champagne – kein Luxusprodukt herstellen, sondern ein Genussmittel für jedermann.